Beim Workshop „Klimaschutz konkret“ im Ökospeicher Wulkow diskutierten Gäste und Experten darüber, wie man als Einzelner CO2 einsparen kann.
Alte Autos sind Klima-Killer. Wer zu den Guten gehören will, kauft sich ein neues, sauberes Gefährt. Klingt logisch, ist aber nur ein bisschen richtig. Alte Autos sind klimatechnisch quasi abgeschrieben, das CO2, das bei der Produktion angefallen ist, hat sich auf eine lange Nutzungsdauer verteilt. Ein Neuwagen hingegen gibt mit seinen besseren Verbrauchswerten ein Versprechen für die Zukunft. Die Umweltbelastung, die durch die Herstellung entsteht, ist aber unmittelbar und aktuell. Bis sich so ein Neukauf auch klimatechnisch amortisiert, kann es viele Jahre dauern. Gleiches gilt übrigens auch für Häuser.
Das Beispiel zeigt: Es gibt viele Alltagssituationen, in denen man oft nicht weiß, wie sie sich auf die persönliche Klimabilanz auswirken. Dafür ein Gefühl zu bekommen, war Ziel des Klima-Workshops am vergangenen Freitag im Ökospeicher Wulkow. Johannes Gabbert, Elektrotechniker und Heizungsfachmann aus Frankfurt und Martin Merk, Energieberater aus Wulkow, haben ihren Zuhörerinnen solche Phänomene auf populäre und unterhaltsame Weise nahegebracht.
Während Martin Merk Grundsätzliches zur Physik der Klimakrise und zur Klimapolitik beisteuerte, konzentrierte sich Johannes Gabbert auf die praktischen Beispiele. Als Hilfsmittel nutzte er dafür den CO2-Rechner des Umweltbundesamts. Mit diesem Werkzeug kann sich jeder auf sehr einfache Weise ein grobes Bild von seinem CO2-Fußabdruck machen und sich mit deutschen Durchschnittshaushalten vergleichen. Erstaunlich schien vielen im Publikum, wie sehr sich Ernährungsgewohnheiten auf die private CO2-Bilanz auswirken. Zwischen „fleischbetont“ und „vegan“ liegen für einen Zwei-Personen-Haushalt etwa eine Tonne Unterschied!
Dass solche Betrachtungen nur ein grobes Raster abbilden, machte Ulrike Raulf mit einem kurzen Einwurf deutlich. Die Wulkower Biolandwirtin sieht sich mit ihrer Freiland-Rinderherde zu Unrecht an den Klima-Sünder-Pranger gestellt. Es werde immer wieder unterschlagen, was Weidehaltung und Grünlandaufbau für die Humusbildung leisten – und damit für die CO2-Speicherung.
Im Gespräch mit den Besuchern konnten Johannes Gabbert und Martin Merk noch eine Reihe von solchen überraschenden Klima-Relationen erläutern: Eine einsame Autofahrt über Hunderte Kilometer sei zum Beispiel nicht viel klimafreundlicher als ein Inlandsflug in einer gut ausgebuchten Maschine. Und was ist mit einer Zeitung aus Papier mit hohem Recycling-Anteil, die sich zwei, drei Leute teilen? Wohl kaum schädlicher, als wenn sich jeder einzeln online durch ein E-Paper scrollt! Überhaupt werde der Umgang mit Cloud-und Streaming-Diensten, der hohe Energieaufwand, der oft am anderen Ende der Welt anfällt, noch viel zu wenig bedacht, sagte Johannes Gabbert. Eine Familienfotosammlung liege in dieser Hinsicht besser auf einer externen Festplatte als im Webspace.