… war das Motto eine Themenwerkstatt, zu der der Ökospeicher gemeinsam mit dem Verein Neuland gewinnen e.V. eingeladen hatte. Viele Aktive, Projekte und Vereine im ländlichen Raum überlegen, ob und wie sie in ihren Orten durch Cafés, Pop-up-Kneipen, Markttage, food coops oder andere Einkaufsmöglichkeiten Treffpunkte schaffen, den Zusammenhalt stärken und Daseinsvorsorge fördern können. Viele haben dies in der einen oder anderen Form auch schon ausprobiert oder ihre eigenen Lösungen für einen gelegentlichen oder dauerhaften Betrieb solcher Initiativen gefunden. Die Werkstatt hatte sich vorgenommen, Erfahrungen beim Betrieb von Kneipen und Läden zu teilen, mögliche Organisations- und Finanzierungsformen zu beleuchten und erprobte Wege zum Einstieg in solche Projekte aufzuzeigen.
Martin Merk vom Ökospeicher erzählte dabei zum Einstieg von den Erfahrungen des gastgebenden Vereins. So startete im September 2006 eine Food-Coop, das heißt eine Einkaufsgemeinschaft, vorwiegend mit Bio-Produkten. Sie wurde später zum Lebensmittelgeschäft erweitert, das ehrenamtlich geführt und auf Vertrauensbasis von den Food-Coop-Mitgliedern jederzeit genutzt werden kann. Freitags öffnet das Geschäft dann auch für alle anderen. Während der Diskussion kam die Sprache immer wieder darauf, dass es ein Problem für solche kleinen Läden sein kann, die Mindestbestellwerte der Lieferanten zu erreichen – was der Runde Stoff zum Nachdenken gab, wie sich das Problem ggf. mit Kooperationen lösen lässt. Das gemütliche Speichercafé wurde mehrere Jahre von professionellen Gastwirten betrieben, die jedoch alle nach ein bis zwei Jahren wieder aufgaben. Seit 2018 stehen Vereinsmitglieder selbst hinterm Tresen und in der Küche.
Gastköche und Kuchenkoordinatorinnen
Die Kneipen-Diskussion drehte sich dann neben sehr spezifisch organisatorischen auch um solche Fragen, was Ehrenamtler leisten können und von welchen Angeboten sich die Leute vor Ort begeistern lassen. Veronica Remmele kümmert sich für den Kultus e.V. um das „Thälmann’s“, einen Begegnungsort in der Müncheberger Thälmann-Str. Sie berichtete, dass dort zwei Mal in der Woche immer jeweils ein vegetarisches oder veganes und ein Fleischgericht angeboten werden. Für den Rentnerstammtisch gibt es auch Bockwurst. So werden verschiedene Gruppen und Milieus auch kulinarisch zusammengebracht. Was sehr gut funktioniere: Wenn internationale Gastköchinnen und -köche am Werk sind. Das können geflüchtete Menschen sein, aber auch Wissenschaftler vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF). Bewährt habe sich die Funktion einer ehrenamtlichen „Kuchenkoordinatorin“, die den Nachschub der Kuchenspender steuert und damit viele Menschen in die Arbeit des Begegnungszentrums einbezieht.
Margret Feger vom Verein Mühlen-Ritter aus Belleben (Sachsen-Anhalt) hat einen Begegnungsort in einer leerstehenden Sparkassenfiliale initiiert. Dort gibt es zwar keinen regulären Kneipenbetrieb, es wird aber gemeinsam gekocht und gegessen. Zunächst kamen nur Senioren, mittlerweile seien alle Generationen dabei.
Putzen killt das Ehrenamt
Die Kulturfabrik Meda im Oberlausitzer Mittelherwigsdorf betreibt unter anderem ein Programmkino und eine Kneipe, neuerdings auch unabhängig vom Kinobetrieb ein Sommercafé. Eine Steuerungsgruppe kümmert sich um die Besetzung der Dienste – bei vergleichsweise wenigen Aktiven ein hartes Geschäft, räumen Veronika Kichmeier und Heinz Schenk ein. Wenn dann auch noch immer die selben Personen in die Lücken springen, sind diese schnell an der Belastungsgrenze. Einig waren sich die meisten in der Runde, dass Selbstausbeutung kein Dauerzustand werden darf und bestimmte Leistungen auch bezahlt werden müssen. „Putzen ist ein echter Ehrenamtskiller“, meint etwa Heinz Schenk.
Und was führt die Menschen – jenseits von Essen und Trinken – zusammen? Filme, Lesungen, Feste, Vorträge und Konzerte können tolle Veranstaltungs-Formate sein. Ein Punkt aber stellte sich in der Diskussion als eine überraschend starke Gemeinsamkeit heraus: Die Beschäftigung mit Heimat und Geschichte bringt verschiedene Generationen, Alt-Einwohner und Zuzügler ins Gespräch: . Da gibt es Dorfgeschichtspfade und Amateurfilm-Vorführungen (Wulkow), Erzählcafés und eine Beschriftungsaktion für historische Postkarten (Müncheberg), Heimatkalender-Produktionen (Belleben) oder „Tage des offenen Dorfs“ mit Wanderungen durch die Ortsteile (Mittelherwigsdorf). „Man darf den Heimatbegriff eben nicht den Nazis überlassen „, sagte eine Teilnehmerin am Ende.
Der Workshop-Tag ging mit gemeinsamem Kochen und einem daraus entstandenen üppigen Buffet zu Ende. Anschließend hieß es noch „Ich lese was, was Du nicht liest“. Beim traditionellen Büchertalk ging es dieses Mal passenderweise um Kneipe und Kulinarik.












