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Van Bo Le-Mentzel und sein Pickup-House

Träum weiter! Wie ein Architekt Ideen teilt

Der Filmabend am 25.3. fing schon ungewöhnlich an. Auf dem Gutshof vor dem Speicher stand seit dem Nachmittag ein sehr, sehr kleiner Kleinlaster. Auf dessen Ladefläche war ein Holzhäuschen aufgebaut – kaum größer als die Hütte auf dem Spielplatz gegenüber. Von „Tiny“ – also winzigen – Häusern hatte man ja schon gehört. Aber so tiny? Ganze 2,5 Quadratmeter Grundfläche hat das Haus, erklärte Architekt und Besitzer Van Bo Le-Mentzel dem Publikum, und führte vor, dass alles drin ist, was man braucht: Zum Arbeiten, Schlafen, Kochen, Duschen und Aufs-Klo-Gehen. Da muss zwar allerlei hin und her geklappt werden. Aber irgendwie passt alles. Raffiniert durchdacht, effizient und trotzdem auch noch irgendwie gemütlich. Seine kleine Tochter passt auch mit rein und ist dort gern.

Grund für die Vorführung war der anschließende Dokumentarfilm „Träum weiter! Sehnsucht nach Veränderung“. Der Dokumentarist Valentin Thurn porträtiert darin Menschen, die den Mut hatten, ihren eigenen Träumen zu folgen. Einer, der so ein berufliches Hamsterrad verlassen hatte und als Protagonist auftritt, ist Van-Bo Le-Mentzel.

In der Diskussion nach dem Film erklärte er, wie wenig sinnstiftend es für ihn war, Marken-Shops zu designen oder Firmen auf Messen zu inszenieren. Heute arbeitet er in sozialen Projekten und teilt sein Wissen und seine Fähigkeiten mit anderen in Workshops. Das kleine Pickup-Haus vor dem Speicher ist für ihn tagsüber Büro und wird nachts als Kältebus genutzt und Berliner Obdachlosen angeboten, die dort für eine Nacht einmal wie in einem Hotelzimmer eine Tür hinter sich schließen können.

Van Bo sieht sich als Diener am Gemeinwohl. „Ich muss keine Angst haben, dass ich was verliere, wenn ich was hergebe: meine Arbeitskraft, meine Arbeitszeit, meine Ideen“, sagte er im Speicher. „Ich verliere dabei nichts, ich gewinne“. Nirgends würden Architekten sonst Ideen teilen. „Der Ideenreichtum in diesem ganzen Designerzirkus lebt davon, dass es Verlierer gibt. Und das ist ein Konzept, das ich hochgradig kritisch sehe. Dass mein eigener Wohlstand dadurch entsteht, dass andere auf der Straße schlafen müssen.“

 

 

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