... kommt die Wespenpolizei! So war es am 17. März zu sehen. Da zeigte der Ökospeicher im Rahmen der Ökofilmtour den Film „Naturwunder Gemüsegarten – die große Welt der kleinen Tiere“. Anschließend sprach der Insektenforscher und Ökologe Dr. Martin Wiemers vom Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut in Müncheberg mit Moderator Fred Pilarski über Insektenschutz und biologisches Gleichgewicht in Gemüsegärten und darüber hinaus.
Das „Naturwunder Gemüsegarten“ aus dem Film – gibt es das wirklich in der gezeigten Form? Ist der Garten eine inszenierte Naturfilm-Idylle? Für Dr. Martin Wiemers vom Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut in Müncheberg ist die Antwort klar: Der Film sei gut recherchiert und stimmig. Ein giftfreier, gepflegter Gemüsegarten kann ein Ort der biologischen Vielfalt und des Gleichgewichts sein. Der Insektenforscher und Ökologe räumt ein, dass es nicht immer so perfekt läuft wie im Film, wo beim Blumenkohl-Befall mit Kohlweißlingsraupen sofort die Schlupfwespenpolizei kommt.
Das Gift zerstört die Gegenspieler stärker als die eigentlichen Schädlinge. Das ist das Problem
Dr. Martin Wiemers, Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut Müncheberg
„Im Einzelnen kann es auch mal passieren, dass ein paar Pflanzen dran glauben müssen. Aber ich denke schon, wir sollten der Natur den Raum geben. Wir können im Garten auch mal auf eine Pflanze verzichten, statt Gift zu spritzen. Das Gift zerstört die Gegenspieler stärker als die eigentlichen Schädlinge. Das ist das Problem.“
Der Wissenschaftler berichtete im Filmgespräch von Forschungsaufenthalten an vielen Orten der Welt. Ob beim Reisanbau in Asien oder im Obstbau in Südtirol: Immer wieder habe er die Erfahrung gemacht, dass der Einsatz von Insektiziden die Schäden tendenziell eher vergrößert als minimiert habe.
Im Gegensatz zu seiner westfälischen Heimat sieht Martin Wiemers im Osten Brandenburgs noch vergleichsweise insektenreiche Gebiete. Wichtig für die Artenvielfalt sei, ob es künftig gelingt, mehr Wasser in der Landschaft zu halten. Das Wasser etwa noch schneller aus der Oder abzuführen sei der falsche Weg. Viele Insekten seien auf Wasser angewiesen. Aber auch jene Tiere, die normalerweise jenseits von Tümpeln und Flüssen leben, bräuchten nun im Zuge des Klimawandels feuchte Ausweichflächen, um in extremen Jahren zu überleben. „Wir brauchen Heterogenität – und dafür brauchen wir Flächen“.
Über den Film:
Er ist Speisekammer, Liebesnest und manchmal auch Schlachtfeld. Die Rede ist von einem ganz normalen Gemüsegarten. Einem Garten, in dem Insekten, Spinnen und Weichtiere eine Zuflucht finden, da der Gärtner auf alle Gifte verzichtet. Dann tut sich eine artenreiche Welt voller Dramen auf. Der Film zeigt den Mutterinstinkt eines Ohrenkneifers, den Kampf von Schlupfwespen mit Raupen, den Alltag im Hofstaat der Hummelkönigin und das Liebespiel der Weinbergschnecken. Eine Welt voller kleiner Wunder, die sich so in jedem Gemüsegarten abspielen könnten, wenn überall auf Gifte verzichtet würde. Mit einzigartigen Makro- und Zeitlupenaufnahmen ist dies ein sehr besonderer Naturfilm für mehr Artenvielfalt in unseren Gärten. Ein Film von Guilaine Bergeret, Rémi Rappe, 2022. Tipp: Der Film ist noch bis 12.9.23 in der ARD-Mediathek zu finden.